top of page

Newsletter

Mit Leidenschaft für Kunst –

Januar 2025 im kontur-Magazin | Von Jörg Bockow



Hohe Decken, strahlendweiße Wände, knarzender Parkettboden und der Himmel voller Leuchten. Die Location hat etwas von einer stylischen Großstadtgalerie und der coolen Eleganz eines Museums für zeitgenössische Kunst. Die Räume an der Rothenburg in Münster sind detailversessen hergerichtet, um moderner Kunst eine Bühne zu bieten. Der Münsteraner Architekt Andreas Deilmann zeigt auf rund 200 Quadratmetern, in mehr als fünf Räumen, einen Teil seiner privaten Kunstsammlung. Aktuell sind 31 Objekte, Skulpturen und Gemälde - Altes und Junges in einem kreativen Dialog zu sehen.


Die Sammlung Deilmann in der Kontur – das Magazin für Kunst und Design
Die Sammlung Deilmann in der Kontur – das Magazin für Kunst und Design

Der Überraschungscoup ist gelungen: Münster hat mit der Sammlung Deilmann seit dem vergangenen Herbst einen neuen Hotspot für zeitgenössische Kunst. Darin aufgehoben sind auch jene Kunstwerke, die zur bereits vor Jahren errichtete Deilmann Stiftung gehören. Die Adresse der Sammlung ist in der Stadt bekannt und der Ort vielen Kunstfreunden vertraut. Über Jahrzehnte residierte hier Claus Steinrötter mit seiner legendären Galerie, die jeden Besuch wert war. Es gab immer etwas zu sehen, zu entdecken und mit dem Urgestein der münsteraner Kunstszene zu bereden. 

Die vier Wochen einer umfangreichen Renovierung haben den Ort von Grund auf verändert. Als Besucher musste man sich zur Vernissage im September des vergangenen Jahres verwundert die Augen reiben, um diese Metamorphose nachzuvollziehen. 


In der Sammlung Deilmann werden Highlights moderner und zeitgenössischer Kunst präsentiert. In einer Inszenierung, die in der Stadt ihresgleichen sucht. Unter den Werken sind sieben Neuerwerbungen aus den vergangenen Jahren, die noch nirgends ausgestellt waren. Sie stammen von Talenten, denen Kunstsammler Deilmann eine große Zukunft vorhersagt. „Sie sind die Vertreter einer neuen Generation von Künstlern“, sagt Deilmann über seine jüngsten Entdeckungen.

Der Schwerpunkt der aktuellen Ausstellung liegt auf skulpturalen Arbeiten von Künstlern, die die Bildhauerei der Nachkriegszeit besonders geprägt haben, in Kontrast zu jüngeren Positionen und einer neueren Definition des Skulpturenbegriffs. Die Neuerwerbungen verlassen die klassischen bildhauerischen Materialien wie Bronze und Edelstahl. Glas, kinetische Elemente sowie inhaltliche Überlegungen  kommen hinzu.


Die aktuelle Ausstellung in der Sammlung Deilmann umfasst Werkgruppen nationaler und internationaler Künstler von 1928 bis heute. Bei den Gemälden stehen große Formate im Mittelpunkt. Die Liste der präsentierten Künstler liest sich wie ein Ausschnitt aus dem Who-is-who der aktuellen Kunstszene. Darunter Namen wie Norbert Kricke, Fritz König, Günther Uecker, Kai Schiemenz, Julian Carriére, Heinz Mack, Rosa Barba, Ella Littwitz, und Adolf Luther. Gerade erst dazu gekommen ist die Neuerwerbung:  Claes Oldenburg „Giant Pool Balls 1977“ aus der Sammlung Kasper König. Kuratiert werden die Sammlung und  die Ausstellung von der Kunsthistorikerin und -Consultant Anna Deilmann, der Nichte des Architekten.


Die Sammlung Deilmann in der Kontur – das Magazin für Kunst und Design
Die Sammlung Deilmann in der Kontur – das Magazin für Kunst und Design

Wer durch die aktuelle Bestandsliste blättert, der stößt in der Mehrzahl auf bekannte Namen: Die Liste reicht von Arman bis Warhol über Ernst Barlach, Le Corbusier, Klaus Fußmann, Bernhard Schulze, Yves Klein, Norbert Kricke, Sol LeWitt, Markus Lüpertz, Heinz Mack, Helmut Newton, Fred Thieler, Walter Stöhrer, Tobias Rehberger bis zu Günther Uecker. Einige dieser Koryphäen sind gleich mit mehreren Arbeiten in der Sammlung vertreten. Hinzu kommen spektakuläre Arbeiten aus den zurückliegenden Dekaden von inzwischen anerkannten Künstlern wie Kai Schiemenz, Imi Knoebel, Boris Doempke, Julius von Bismarck, Cornelius Völker und Alicja Kwade.


Mit jeder einzelnen Arbeit verknüpft der Sammler Andreas Deilmann eine Geschichte. Er kann von seinen Entdeckungen erzählen, von den Momenten, wo ihn die Leidenschaft gepackt hat und wo soetwas wie sein Jagdtrieb ausgebrochen ist. „Ich suche nichts Bestimmtes“, berichtet Deilmann. „Meist springt mich etwas an, macht mich neurierig.“ 


Es sind die Begegnungen, zwischen den Werken und häufig mit den Künstlern, die den Sammler zu einer Entscheidung treiben.

„Erst in zweiter Linie frage ich mich, ob und an welcher Stelle es sich in die Gruppen einfügt, die wir bereits beisammen haben“,

gesteht Deilmann.


Wenn der Münsteraner Architekt auf eine Kunstmesse wie die ART Cologne geht, um sich dort umzuschauen, dann nimmt er sein Scheckbuch gar nicht erst mit. „Ich gehe dort nicht hin, um zu kaufen oder zu investieren“, sagt Deilmann. Mit Kunst zu handeln oder gar zu spekulieren ist nicht sein Ding. 


Den Grundstock der Sammlung bilden jene Kunstwerke, die der Vater von Andreas Deilmann – der bekannte Architekt Professor Harald Deilmann – in seiner Zeit erworben hat oder die ihm von befreundeten Künstlern geschenkt worden sind. Darunter spektakuläre Arbeiten von Andy Warhol, Hede Brühl und Norbert Kricke. Dahinter verstecken sich wundervolle Geschichten, unvergessliche Erinnerungen und vor allem persönliche Begegnungen mit Künstlern. Wie das Porträt von Harald Deilmann, das dieser zu seinem 60. Geburtstag von keinem geringeren als Andy Warhol in New York geschenkt bekommen hat. Eine echte Rarität, den im Unterschied zu vielen ikonischen Kunstwerken des weltbekannten Pop Art-Künstlers gibt es das Deilmann-Porträt nur ein einziges Mal. 


Das Interesse für Kunst wurde schon früh im Elternhaus geweckt.

„Ich bin damit groß geworden“, erinnert sich Andreas Deilmann. Sein erstes eigenes Kunstwerke hing in seinem Kinderzimmer: Das Bild „Cavallo“ aus dem Jahr 1953 von dem italienischen Künstler Marino Marini. Das war ein Geschenk seines Vaters. Hinzu gesellte sich später eine Arbeit von Rupprecht Geiger, die Andreas Deilmann bis heute in ihren Bann zieht.

Die Sammlung Deilmann in der Kontur – das Magazin für Kunst und Design
Die Sammlung Deilmann in der Kontur – das Magazin für Kunst und Design

Den Grundstock und die Initialzündung zu seiner eigenen Sammlung bildete der berühmte Würfel von Günter Uecker aus dem Jahr 1970, den Deilmann als Student in einer kleinen Münchner Antiquitätenhandlung entdeckte und „für kleines Geld“ erwerben konnte. Es ist das erste Kunstwerk, das der junge Architekturstudent Andreas Deilmann 1972, im Jahr der Olympiade in München, bei einem Spaziergang in einem Trödelladen entdeckt und für 1.000 Mark  erworben hat. 

Für den jungen Studenten war dies durchaus kein Pappenstiel. Dafür musste die lange geplante Investition in eine Stereoanlage geschoben werden. Im Nachhinein erwies sich dies als eine kluge Entscheidung mit Weitblick, denn heute, mehr als 50 Jahre später, ist dieses Kunstwerk ein Vielfaches wert. 


Sammlung Deilmann, Deilmannhof, Rothenburg 14-16, 48143 Münster, Jörg Bockow




 


Sammlung Deilmann

bottom of page