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Uecker in der Sammlung DEILMANN
Günther Uecker markiert mit seinem ikonischen Nagelwürfel den Beginn der Sammlung. Seine Werke, wie die Aschebilder zu Tschernobyl oder die Installation in Buchenwald, verbinden Kunst mit gesellschaftlicher Verantwortung und prägen den Charakter der Sammlung bis heute.
Anna Deilmann, Kuratorin der Sammlung DEILMANN

Günther Uecker
Günther Uecker ist ein deutscher Künstler, der vor allem für seine ikonischen Nagelbilder bekannt wurde. Nach seinem Studium an der Fachhochschule für Angewandte Kunst in Wismar und der Kunstakademie in Berlin-Weißensee sowie Düsseldorf prägte Uecker die Kunstlandschaft der Nachkriegszeit maßgeblich. 1957 entstanden erstmals seine reliefartigen Nagelbilder, die ihn international bekannt machten. Besonders hervorzuheben ist das Werk White Field (1964), das durch die Anordnung von Nägeln auf Leinwand und den Wechsel von Licht und Schatten die Illusion einer sich bewegenden Oberfläche erzeugt.
Uecker war 1961 Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO, die sich mit der Verbindung von Licht, Bewegung und optischen Illusionen beschäftigte. In seiner Karriere schuf Uecker nicht nur Gemälde und Objekte, sondern auch Skulpturen aus mit Nägeln gespickten Möbeln wie Klavieren und Stühlen und gestaltete Bühnenbilder sowie Kostüme für Opern. Uecker setzte sich auch intensiv mit kinetischer Kunst auseinander und war ein Pionier in der Integration von Bewegung und Licht in seinen Arbeiten. Seine Werke finden sich in renommierten Sammlungen wie dem Museum of Modern Art in New York und dem Courtauld Institute of Art in London.
Als Künstler, der sowohl als Maler, Bildhauer als auch Bühnenbildner tätig war, bleibt Günther Uecker ein zentraler Vertreter der deutschen Nachkriegskunst und ein bedeutender Mitgestalter der ZERO-Bewegung, dessen Werke weiterhin weltweit geschätzt und ausgestellt werden.
Uecker überführt die rohe Energie des Chaos in die scheinbar geordnete Welt der Nägel und lässt so die Grenze zwischen Zerstörung und Schöpfung verschwimmen. In seinen Werken entsteht durch jede präzise Nagelreihe eine Erzählung, die die Spannung zwischen materieller Substanz und abstrakter Form thematisiert. Die Technik der Nagelbildhauerei, auf den ersten Blick simpel, wird durch seine meisterhafte Handhabung zu einem kraftvollen Werkzeug, das ästhetische und philosophische Dimensionen miteinander verbindet. In seinen Arbeiten findet ein unaufhörlicher Dialog zwischen Ordnung und Unordnung statt, der den Betrachter dazu anregt, die Bedeutung von Kunst und Material auf völlig neue Weise zu sehen und zu verstehen.
Sprache der Struktur
Eindrucksvoll nutzt Günther Uecker seine Arbeiten, um sich mit globalen Ereignissen und gesellschaftlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Seine Aschebilder sind ein eindringliches Beispiel dafür, wie er sich künstlerisch mit der Katastrophe von Tschernobyl auseinandersetzte, indem er die Zerstörung und die existenziellen Fragen sichtbar machte, die solche Ereignisse aufwerfen. Ebenso beeindruckt seine Installation in Buchenwald, die nicht nur an die Gräuel der Geschichte erinnert, sondern auch ein stilles Mahnmal für die menschliche Verantwortung gegenüber der Vergangenheit darstellt. Uecker zeigt damit, dass Kunst mehr sein kann als Ästhetik. Sie wird zum Medium für Reflexion, Dialog und Verantwortung in einer komplexen Welt.
Kunst als politischer Akt
• 1960: Erste Einzelausstellung in der Galerie Schmela, Düsseldorf
• 1964: documenta III, Kassel
• 1965: Mack, Piene, Uecker. O – ZERO, Kestner-Gesellschaft, Hannover
• 1968: 4. documenta, Kassel
• 1970: Biennale von Venedig, Venedig
• 1972: Günther Uecker, Kestnergesellschaft, Hannover
• 1977: documenta 6, Kassel
• 1988: Moskau
• 1999: Regen-Garten, Galerie im Prediger, Schwäbisch Gmünd
• 2001: Günther Uecker: Aschebilder und Grafiken, Diözesanmuseum Rottenburg am Neckar
• 2005: „Zwanzig Kapitel“, Martin-Gropius-Bau und Neue Nationalgalerie Berlin
• 2007: „Das graphische Werk“, Stadtmuseum Hattingen in Blankenstein
• 2008: Beteiligung an der Ausstellung Sound of Art im Museum der Moderne Salzburg, Mönchsberg
• 2009: Dialog – Lange Stoffbahnen im Chor des Schweriner Doms
• 2009: Arbeiten auf Papier, Galerie am Dom, Frankfurt am Main
• 2011: Sandmühle, Schirn Kunsthalle Frankfurt
• 2011: Sonderausstellung zur Preisverleihung KölnMesse
• 2012/13: Enrico Castellani und Günther Uecker, Museum of Modern Art Cà Pesaro, Venedig
• 2014/15: Heridas – Conexiones / Injuries – Connections, Museo Nacional de Bellas Artes, Havanna, Kuba
• 2015: Uecker, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K20, Düsseldorf
• 2016: Günther Uecker, W&K – Wienerroither und Kohlbacher, Palais Schönborn-Batthyány, Wien
• 2020: Günther Uecker. Huldigung an Hafez, Kunsthalle Rostock
• 2021: UECKER90, Staatliches Museum Schwerin
• 2024: Sonderausstellung Lichtbogen, Goethe-Museum, Düsseldorf
Ausstellungen
• 1989: Wie ein Bauer auf dem Feld (dt./chinesisch), 45 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Hubert Neuerburg, Produktion: Metrovision-Film im Auftrag des WDR
• 1993: Der geschundene Mensch, 17 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Hubert Neuerburg, Produktion: Metrovision-Film im Auftrag des Instituts für Auslandsbeziehungen
• 1999: Die Bilderwelt des Günther Uecker, 45 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Uri Adar, Produktion: Metrovision-Film GmbH im Auftrag des ZDF
• 2001: Günther Uecker in Belgrad (dt./frz.), 14 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Patrick Metzger, Produktion: Metrovision-Film GmbH i. A. des WDR in Zusammenarbeit mit ARTE
• 2004: Günther Uecker und das Rütli, 15 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Uri Adar, Produktion: Metrovision-Film im Auftrag der Lukas Leuenberger Produktion
• 2004: Günther Uecker (dt./engl./span./frz.), 44 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Uri Adar, Produktion: Metrovision-Film GmbH im Auftrag für IN-Goethe
• 2005: Günther Uecker – Poesie der Destruktion, 52 Min. (45 Min. – dt./engl./frz.), Regie: Michael Kluth, Kamera: Uri Adar, Produktion: Metrovision-Film i. A. des WDR in Zusammenarbeit mit ARTE
• 2007: Der geschundene Mensch. Verletzungen/Verbindungen, 28 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Uri Adar, Produktion: Metrovision-Film i. A. des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa)
• 2009: Poesie der Erinnerung, 45 Min., Regie: Michael Kluth, Kamera: Uri Adar, Produktion: Metrovision-Film GmbH
• 2014: Der geschundene Mensch, Havanna, 29 Min., Regie: Michael Kluth und Henry Schmahlfeldt, Kamera: Henry Schmahlfeldt, Produktion: Metrovision-Film i. A. des IfA und Geuer & Geuer ART GmbH
• 2013: Verletzung – Verbindung, über Günther Ueckers Ausstellung im TMOCA in Teheran, Iran
• 2015: Kraftmensch und Poet – Der Weltkünstler Günther Uecker, 45 Min., Regie: Michael Kluth und Anke Rebbert, Kamera: Adar/Neuerburg/Schmahlfeldt, Produktion: Metrovision-Film GmbH und WDR
• 2016: Günther Uecker – Huldigung an Hafez 2, 40 Min. (Langfassung), 12 Min. (Kurzfassung), Regie: Michael Kluth/Henry Schmahlfeldt, Kamera: H. Schmahlfeldt, Produktion: Metrovision Film, i. A. Kunstverlag Till Breckner, Düsseldorf
Filme
• 1964: White Field, Tate Gallery of Modern Art
• 1959: Struktursäule, Holz, Nägel, bemalt, in der Sammlung Simon Spierer, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
• 1962: Salon de Lumière, Lichtobjekte
• 1964: Haar der Nymphen, 150 × 150 cm
• 1967: Nagel in einem Metallkäfig und konzeptionelle Gestaltung des Creamcheese, Neubrückstraße 12, Düsseldorf
• Späte 1960er Jahre: Hommage à Paul Scheerbart (Scheerbartwesen), Nägel und weiße Farbe auf Rupfen und Holz, 175 × 176 cm
• 1974: Bühnenbildentwürfe für die Beethoven-Oper Fidelio, Bremen
• 1977: Wandrelief für das UNO-Gebäude, Genf
• 1978: Zum Zeichen der Schrift oder die Sprachlosigkeit – Fotos von Lothar Wolleh
• 1979: Bühnenbildentwürfe für Lohengrin, Bayreuth
• 1980: Chichicastenang Nagelboot, anlässlich des Katholikentags, Pax Christi Krefeld
• 1981: Lichtsäule am Fernmeldeamt 1, Düsseldorf, 26 m hohe Stahlskulptur mit 294 programmierten Leuchten
• 1982: Bühnenbildentwürfe für Tristan und Isolde, Stuttgart
• 1989: Bühnenbildentwürfe für Die Bassariden von Hans Werner Henze, Staatsoper Stuttgart
• 1986: Ausdrucksvolle Aschebilder, als Reaktion auf Tschernobyl
• 1999: Andachtsraum im Reichstagsgebäude, Berlin
• 1999: Steinmal in Buchenwald – 1. September 1939, Skulptur im Keller der ehemaligen Häftlingskantine
• 2000: Installation „Verletzungen-Verbindungen, vierzehn gebrochene Kreuze“, aufgestellt in der Marienkirche zu Lübeck
• 2004: Bühnenbildentwurf für Wilhelm Tell, Deutsches Nationaltheater Weimar auf dem Rütli
• 2022: Kirchenfenster für den Schweriner Dom, Teile der bereits ab 2017 entworfenen vier neuen Fenster wurden eingesetzt
Werke
Günther Uecker
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