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Thieler in der Sammlung DEILMANN

Persönliche Herausforderung wird zu Kunst: Thieler transformierte seine eigenen Erfahrungen von politischem Druck und Widerstand in eine abstrakte Malerei, die von kraftvoller Emotionalität geprägt ist. Seine Werke verbinden präzise Form mit intensiver Farbigkeit und machen ihn zu einer herausragenden Figur der Sammlung.

Anna Deilmann, Kuratorin der Sammlung DEILMANN

Julian von Bismarck _ sammlung deilmann.png

Fred Thieler, 1974

Widerstandskämpfer und Maler – Fred Thieler lebte in einer Zeit, in der Kunst und Leben untrennbar miteinander verbunden waren. Als junger Mann erlebte er die Schrecken des Zweiten Weltkriegs, in dem er nicht nur als Soldat diente, sondern auch als aktiver Teil des Widerstands gegen das Naziregime. Thieler rettete seine jüdische Mutter, versteckte einen geflüchteten Kriegsgefangenen und stand in Kontakt mit den mutigen Kräften der Weißen Rose. Diese Erfahrungen prägten nicht nur seine Identität, sondern auch seinen künstlerischen Weg. Nach dem Krieg entwickelte Thieler in München und Paris seine eigene abstrakte Bildsprache, stark beeinflusst von den Strömungen des Informel und von seiner Begegnung mit Künstlern wie Hans Hartung und Pierre Soulages. Seine Gemälde, meist in kräftigen Farben und dynamischen Linien, spiegeln das Chaos der Nachkriegszeit wider und bieten eine kraftvolle Auseinandersetzung mit der inneren Zerrissenheit, die die Epoche prägte. Als Lehrer und Mitglied in bedeutenden Kunstorganisationen beeinflusste Thieler die Kunstszene der Nachkriegszeit nachhaltig. Mit seiner Professorentätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und als Vizepräsident der Akademie der Künste setzte er sich für die Kunst als freien Raum des Ausdrucks ein. Thieler hinterließ ein beeindruckendes Erbe: Seine Werke sind eine kraftvolle Reflexion über die menschliche Existenz, die immer wieder zu Fragen von Freiheit, Identität und Widerstand anregen.
Thielers Gemälde sind keine bloßen Darstellungen von Farben, sondern emotionale Landschaften. Mit einer kraftvollen Farbpalette und lebendigen Kompositionen dringt er in die tiefsten Schichten der menschlichen Erfahrung vor. Seine Werke spiegeln die ungesagten Wahrheiten von Leben, Schmerz, Freude und Existenz wider. Jede Farbe, jede Form wird zum Träger von Emotionen, die den Betrachter direkt ansprechen und ihn in die komplexe, manchmal chaotische Welt seiner Bilder entführen. Thieler schuf eine visuelle Sprache, die tief unter die Oberfläche geht und die verborgenen Dimensionen des Seins offenlegt.

Farben der Existenz

Der Fred-Thieler-Preis, gestiftet von Fred Thieler selbst, wird seit 1992 jährlich anlässlich seines Geburtstags von der Berlinischen Galerie verliehen. Mit einer Dotierung von 10.000 Euro zeichnet der Preis herausragende Leistungen in der Malerei aus. Ab 2007 wird der Preis alle zwei Jahre vergeben. Damit würdigt die Galerie nicht nur Thielers eigenes künstlerisches Erbe, sondern fördert auch zeitgenössische Maler, die in seiner Tradition stehen und die Malerei weiterentwickeln.

Fred-Thieler-Preis

in der Sammlung Deilmann

Künstler der Sammlung

•1953: Galerie Suzanne Michel, Paris •1958: 29. Biennale di Venezia •1959: documenta II, Kassel •1964: documenta III, Kassel •1977: Galerie Georg Nothelfer, Berlin •1983: Galerie Georg Nothelfer, Berlin •1984: „Von hier aus“, Düsseldorf •1986: Akademie der Künste, Berlin; Saarlandmuseum, Moderne Galerie, Saarbrücken •1991/92: Kunsthalle Emden, Stiftung Henri Nannen; Daniel-Pöppelmann-Haus, Städtisches Museum Herford; Städtische Sammlungen Schweinfurt •1997: Villa Wessel in Iserlohn •2011: „Fred Thieler zum 95. Geburtstag – Sphärisches Ereignis“, Galerie Georg Nothelfer, Berlin •2012: „Impulse des Lebens in Farbe“, Düsseldorf (Galerie Maulberger & Becker) •2014: „Fred Thieler. Malerei“, Museum Gunzenhauser, Kunstsammlungen Chemnitz, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst •2016: „Fred Thieler. For pilots only“, Galerie Georg Nothelfer, Berlin •2018: Große Fred Thieler Ausstellung in der Villa Wessel in Iserlohn. Bilder aus der Sammlung Marianne Hennemann.

Ausstellungen

• 1959: Preis der Biennale von São Paulo Thieler erhielt diesen renommierten Preis auf der Biennale von São Paulo, einer der bedeutendsten internationalen Ausstellungen der zeitgenössischen Kunst. Die Auszeichnung würdigte seine innovative Malerei im Kontext des abstrakten Expressionismus. • 1961: Kunstpreis der Stadt Berlin Der Kunstpreis der Stadt Berlin wurde Thieler für sein herausragendes künstlerisches Werk verliehen. Diese Ehrung markierte einen wichtigen Schritt in seiner Anerkennung als bedeutender Vertreter des deutschen Informel. • 1965: Großer Kunstpreis der Stadt Berlin Mit diesem Preis wurde Thielers künstlerische Leistung und sein Einfluss auf die deutsche Nachkriegskunst gewürdigt. Der Preis unterstrich seine Bedeutung für die Entwicklung der modernen abstrakten Malerei in Deutschland. • 1973: Großer Kunstpreis der Akademie der Künste, Berlin Diese Auszeichnung von der Akademie der Künste in Berlin hob Thielers innovativen Beitrag zur Malerei hervor. Als Mitglied der Akademie war dies eine bedeutende Bestätigung seiner künstlerischen Arbeit und seines Engagements in der Kunstszene. • 1983: Medaille für Kunst und Wissenschaft Diese Medaille wurde Thieler verliehen, um seine langjährige und bedeutende Rolle in der deutschen Kunstlandschaft zu würdigen. Sie reflektierte sein Engagement sowohl in der Malerei als auch in seiner Tätigkeit als Dozent und Akademiemitglied. • 1989: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Thieler erhielt das Bundesverdienstkreuz als Anerkennung für seine künstlerischen Verdienste und seinen Einfluss auf die deutsche Kunstgeschichte. Diese staatliche Auszeichnung würdigte seinen Beitrag zur Kultur und Kunst in Deutschland.

Auszeichnungen

Während des Zweiten Weltkriegs war Thieler nicht nur Künstler, sondern auch Widerstandskämpfer. Als Sohn einer jüdischen Mutter kämpfte er gegen das Naziregime. Diese Erfahrungen prägten sein Werk, das subtile, aber kraftvolle Botschaften gegen Repression und Totalitarismus vermittelt. Thieler entwickelte eine abstrakte künstlerische Sprache, die den politischen Kontext seiner Zeit widerspiegelte und infrage stellte. Seine Malerei blieb ein Akt des Widerstands und eine „visuelle Waffe“ gegen Unterdrückung, ohne dabei didaktisch zu werden.

Kunst als Widerstand

Fred Thieler

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