An- und Auskleiden gehört wohl zu den alltäglichsten Handlungen des Menschen. Entsprechend zeigt Cornelius Völkers Gemälde „Pulli“ eine überaus vertraute Szene, die zugleich die routinierten Bewegungsabläufe des Körpers thematisiert. Doch was ist hier eigentlich genau zu sehen? Aus einer giftgrünen, mit breitem Pinsel aufgetragenen Farbfläche schält sich eine menschliche Gestalt, die gerade dabei ist, einen Pullover über den Kopf zu ziehen. Die weiße Farbe für das Unterhemd wirkt wie auf die Leinwand gegossen und anschließend sanft verstrichen, Arme und Dekolleté erscheinen rosafarben und grob skizziert. Der Pullover selbst entfaltet sich einem streifigen, dynamischen Farbregen aus Gelb-, Orange-, Grün- und Brauntönen. Die Vertrautheit des gegenständlichen Motivs steht dabei im deutlichen Kontrast zur Materialität der Farbe, von der Klumpen und Farbhautreste offen sichtbar bleiben. Diese Materialität führt die bekannte Form des Motivs auf eine abstrakte Ebene, auf der leuchtende Farbflächen über- und nebeneinandergelagert sind und einen eigenen Dialog in ihrer materialeigenen Sprache entwickeln – einen Dialog, der zugleich den Entstehungsprozess des Werkes sichtbar macht. Völkers Werke, die stets von gegenständlichen und oftmals banalen Motiven ausgehen, ermöglichen den Betrachtenden damit auch eine Reflexion über die facettenreichen und mitunter widersprüchlichen Eigenschaften der Malerei.