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Klein in der Sammlung DEILMANN
Ein Künstler, der Farbe zum Raum machte: Yves Klein verwandelt mit seinem ikonischen International Klein Blue und Performances wie Le Vide Kunst in pure Erfahrung. Seine radikalen Ideen und seine Suche nach dem Unendlichen machen ihn zu einer prägenden Stimme in der Sammlung Deilmann.
Anna Deilmann, Kuratorin der Sammlung DEILMANN

Yves Klein
Der Künstler, der den Himmel signierte – Yves Klein schuf mit seinen radikalen Ideen eine neue Dimension der Kunst. Bereits als 18-Jähriger erklärte er den blauen Himmel über Nizza zu seinem ersten und größten „Monochrom“, ein Sinnbild für die Unendlichkeit und das Immaterielle, das ihn sein Leben lang prägte. Klein war nicht nur Maler, sondern auch Performancekünstler, Philosoph und Visionär. Sein unverkennbares International Klein Blue (IKB), ein intensives Ultramarinblau, das er 1960 patentieren ließ, wurde zum Symbol seines Werks und zugleich zu einem Medium für seine Suche nach dem Unfassbaren.
Seine Kunst reichte von monochromen Gemälden und Schwammreliefs bis hin zu Performances wie der legendären „Anthropometrie der Blauen Epoche“, bei der er den menschlichen Körper selbst als Pinsel nutzte. Die Ausstellung Le Vide in der Pariser Galerie Iris Clert (1958), ein leerer, geweißter Raum, brachte das Konzept der Leere als Kunstwerk auf den Punkt. Als Mitbegründer des Nouveau Réalisme hinterfragte er die Grenzen der traditionellen Kunst und beeinflusste maßgeblich die Konzeptkunst.
Yves Kleins Werk ist ein Dialog zwischen Materie und Immaterialität, zwischen Farbe und Raum. Er experimentierte mit Elementen wie Feuer, Wasser und Luft, schuf blaue Schwammreliefs für das Musiktheater in Gelsenkirchen und entwarf Kosmogonien, die der Natur ausgesetzt waren. Mit nur 34 Jahren starb er früh, doch sein Vermächtnis als Wegbereiter einer Kunst, die über das Sichtbare hinausgeht, bleibt zeitlos und inspirierend.
Das Unsichtbare sichtbar machen – Yves Kleins Kunst wurzelt in Ideen, die weit über Leinwände und Räume hinausreichen. Mystik und Philosophie waren sein Fundament: Die Lehren der Rosenkreuzer inspirierten ihn, das Unendliche zu suchen, während Gaston Bachelards Gedanken über die Imagination und den Himmel sein Blau als Symbol der Transzendenz prägten.
Doch Klein dachte auch durch den Körper. Judo, das er in Japan studierte, schärfte seinen Blick für Bewegung und Raum. Diese Verbindung von geistiger und körperlicher Disziplin formte nicht nur seine Performances, sondern auch sein Konzept von Kunst als Einheit von Materie und Idee. Für Klein waren Himmel und Erde nicht getrennt, sondern ein fließender Übergang – ein Raum, in dem seine Kunst lebendig wurde.
Zwischen Himmel und Erde
Wenn Blau sein Medium war, dann waren Schwämme, Feuer und Regen seine Werkzeuge. Yves Klein nutzte Materialien, die so lebendig und grenzenlos wirkten wie seine Vision. Mit Schwämmen schuf er Reliefs und Skulpturen, die organisch und fast atmend erschienen – wie eingefangene Bewegungen der Natur. Seine Feuerbilder, bei denen er mit Flammen malte, ließen die rohe Energie des Elements sichtbar werden, während seine Kosmogonien, die den Kräften von Regen, Wind und Sonne ausgesetzt waren, die Spuren der Natur auf der Leinwand einfingen.
Klein dachte Kunst über ihre traditionelle Form hinaus. Materialien waren für ihn nicht statisch, sondern ein Teil eines größeren, oft flüchtigen Prozesses. Jedes Werk wurde so zu einer Schnittstelle zwischen Kunst und Natur, zwischen Kontrolle und Zufall – ein Experiment, das die Grenzen des Machbaren neu definierte.
Grenzenlose Materialien
In nur 34 Jahren schuf Yves Klein ein Vermächtnis, das die Kunstwelt nachhaltig veränderte. Als Mitbegründer des Nouveau Réalisme setzte er neue Maßstäbe, indem er die Grenzen zwischen Kunst und Leben auflöste und Alltägliches in den künstlerischen Kontext hob. Seine radikalen Ideen – von monochromen Gemälden bis zu Performances wie Le Vide oder seinem berühmten Sprung in die Leere – beeinflussten die Konzeptkunst und inspirierten Künstlergenerationen.
Klein verstand Kunst als mehr als Objekt – für ihn war sie Erfahrung, Idee und Transformation. Sein Fokus auf das Immaterielle und seine Nutzung unkonventioneller Materialien machten ihn zu einem Vorreiter der Gegenwartskunst. Obwohl sein Leben tragisch kurz war, bleibt sein Einfluss grenzenlos: Yves Klein hat die Kunst nicht nur bereichert, sondern neu definiert.
Ein radikales Vermächtnis
•1955: Propositions Monochromes in der Galerie Colette Allendy, Paris.
•1957: Ausstellung in der Galerie Alfred Schmela, Düsseldorf, wo er die deutschen Künstler Heinz Mack und Otto Piene kennenlernte.
•1958: Le Vide in der Galerie Iris Clert, Paris – eine legendäre Ausstellung, bei der die Galerie vollständig leer war und dennoch 3000 Besucher anzog.
•1960: Teilnahme an der Monochrome und Feuer Ausstellung im Museum Haus Lange, Krefeld.
•1961: Yves Klein: Monochrome und Feuer im Museum Haus Lange, Krefeld.
•1962: Teilnahme an der Biennale von Venedig, wo er den französischen Pavillon gestaltete.
•1983: Retrospektive im Centre Georges Pompidou, Paris.
•2004: Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt.
•2020: Yves Klein: Der Himmel als Atelier im Centre Pompidou-Metz.
•2023: Yves Klein, l’infini bleu im Atelier des Lumières, Paris.
Ausstellungen
Eine Farbe, die Grenzen sprengt: Yves Klein verwandelte Blau in eine universelle Sprache. Sein International Klein Blue (IKB), entwickelt 1955 und 1960 patentiert, war mehr als nur ein Farbton – es war eine Vision. Mit einer Formel, die das Pigment leuchtend und lebendig hielt, schuf er Werke, die den Betrachter nicht nur ansprachen, sondern förmlich verschlangen.
In seinen Händen wurde Blau zu einem Medium des Immateriellen, eine Einladung in das Unendliche. Ob in seinen monochromen Gemälden, den Schwammreliefs oder performativen Werken wie der Anthropometrie der Blauen Epoche – IKB wurde zum Synonym für Kleins Idee von Kunst als Erfahrung, nicht als Objekt. Dieses Blau, das Himmel und Meer einfängt, hat nicht nur die Wahrnehmung von Farbe verändert, sondern auch die Kunstwelt revolutioniert.
Ein Blau verändert die Welt
Ein leerer Raum, ein blauer Abdruck, ein Sprung ins Nichts – Yves Klein definierte Kunst als Erlebnis jenseits des Greifbaren. Mit Performances wie Le Vide (1958) in der Galerie Iris Clert, wo ein vollständig leerer, geweißter Raum als das Kunstwerk selbst präsentiert wurde, oder der Anthropometrie der Blauen Epoche (1960), bei der er mit blauer Farbe bemalte Modelle als lebende Pinsel einsetzte, sprengte er die Vorstellung von Kunst als Objekt.
Kleins Performances waren mehr als spektakulär – sie waren Manifestationen seiner Philosophie. Der berühmte Sprung in die Leere (1960), bei dem er sich scheinbar schwerelos durch den Raum bewegte, symbolisierte seine Suche nach dem Immateriellen. Jede dieser Aktionen verband seine Überzeugung, dass Kunst nicht nur gesehen, sondern gespürt werden muss, mit einer radikalen Neudefinition des künstlerischen Schaffens. Kleins Performances öffneten Türen zu einer neuen, konzeptuellen Dimension der Kunst, die bis heute nachwirkt.
Performances & Konzepte
Yves Klein
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