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Cavael in der Sammlung Deilmann
Rolf Cavael vereint in seinem Werk eine einzigartige Verbindung von Mut und Vision. Seine Hinwendung zur ungegenständlichen Malerei in einer Zeit, die von politischer und kultureller Repression geprägt war, macht ihn zu einer herausragenden Figur der Kunstgeschichte. Für die Sammlung Deilmann ist er ein unverzichtbarer Künstler, weil er zeigt, wie Kunst unter schwierigsten Bedingungen entstehen und wirken kann. Seine Werke stehen für Freiheit, Innovation und eine Ästhetik, die sich über Konventionen hinwegsetzt.
Anna Deilmann, Kuratorin der sammlung DEILMANN

Registrierungskarte von Rolf Cavael als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau
Rolf Cavael (* 27. Februar 1898 in Königsberg, † 6. November 1979 in München) zählt zu den markantesten Vertretern der abstrakten Kunst des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Mit einer außergewöhnlichen Sensibilität für Form und Farbe prägte er die deutsche Nachkriegsmalerei. Nach einer frühen Ausbildung in den Berliner und Münchener Filmstudios fand Cavael seinen Weg zur Malerei – eine Leidenschaft, die ihn in den 1920er Jahren an die Städelschule in Frankfurt führte. Dort begegnete er einer künstlerischen Avantgarde, die sein Werk nachhaltig beeinflusste, darunter die Begegnung mit Wassily Kandinsky, die ihn zu einer abstrakten Ausdruckskraft inspirierte.
Durch seine frühen Arbeiten, die von politischen Umbrüchen und gesellschaftlichen Umwälzungen gezeichnet waren, geriet Cavael unter das Diktat der Nationalsozialisten, die seine Kunst als „entartet“ brandmarkten. Doch die Herausforderungen dieser Zeit prägten seine Entwicklung und brachten ihn zu einer noch konsequenteren Auseinandersetzung mit der abstrakten Formensprache. Nach einer dramatischen Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau während des Zweiten Weltkriegs kehrte Cavael zurück in die Kunstwelt und setzte seine Arbeit fort, nun mit noch stärkerem Fokus auf die Reduktion von Form und Farbe.
In den 1950er Jahren etablierte sich Cavael als eine zentrale Figur der abstrakten Malerei und Grafiken. Mit einer klaren geometrischen Ausdruckskraft und einer Reduktion auf das Wesentliche stellte er Fragen nach der Bedeutung der Farbe und der Wirkung von Form. Seine Arbeiten sind nicht nur Ausdruck seiner persönlichen Auseinandersetzung mit der Welt, sondern auch ein stetiges Streben nach einer Kunst, die über das Politische hinausgeht und auf die universellen, ästhetischen Gesetzmäßigkeiten des Lebens zielt. Cavael bleibt eine der einflussreichsten Figuren der abstrakten Kunst in der deutschen Nachkriegszeit.
Als einer der zentralen Künstler des deutschen Informel fand Cavael seine Position zwischen der expressiven Freiheit der Nachkriegskunst und der Suche nach neuen Ausdrucksformen jenseits des Figurativen. Anders als viele seiner Zeitgenossen, die sich stärker von dramatischen Pinselstrichen leiten ließen, bevorzugte Cavael eine subtilere, oft lyrische Herangehensweise. Seine Werke zeichnen sich durch ein harmonisches Zusammenspiel von Struktur und Bewegung aus, das weniger explosiv, aber nicht minder kraftvoll wirkt. Diese einzigartige Balance verschaffte ihm eine Sonderstellung innerhalb der informellen Kunstszene.
Einordnung im Informel
Cavaels künstlerische Praxis war geprägt von Experimentierfreude und einem tiefen Verständnis für Materialität. Er nutzte unkonventionelle Werkstoffe und Techniken, um neue Texturen und visuelle Effekte zu erzeugen. Seine Malereien kombinierten oft unterschiedliche Schichten, die sowohl Tiefe als auch eine faszinierende Transparenz erzeugten. Dabei setzte er nicht nur traditionelle Pinsel ein, sondern experimentierte auch mit Spachteln und anderen Werkzeugen, um die Oberflächen seiner Werke zu dynamisieren. Diese Herangehensweise verleiht seinen Arbeiten eine einzigartige Haptik, die die Grenzen zwischen Malerei und Objektkunst verschwimmen lässt.
Materialität und Technik
•Gerhard Leistner (Bearb.): Rolf Cavael (1898–1979). Ein Künstler des deutschen Informel. Retrospektive zum 100. Geburtstag. Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 1998, ISBN 3-89188-083-9.
Dieser Ausstellungskatalog beleuchtet Cavaels zentrale Rolle innerhalb des deutschen Informel und bietet eine fundierte Retrospektive zu seinem 100. Geburtstag.
•Carolin Weber (Hrsg.): Rolf Cavael. Abstraktion als lebendiger Kosmos. Galerie Maulberger, München 2007.
Eine umfassende Auseinandersetzung mit Cavaels Werk, die seine künstlerische Philosophie und seinen Beitrag zur abstrakten Kunst analysiert.
•Museum Aschenbrenner (Hrsg.): Rolf Cavael (1898–1979). Malerei aus innerer Notwendigkeit. Katalog zur Sonderausstellung 12.07.–05.11.2023, Garmisch-Partenkirchen 2023.
Die jüngste Publikation zu Cavael bietet neue Perspektiven auf sein Werk und enthält Beiträge von renommierten Kunsthistorikern wie Carolin Weber und Karin Teufl.
3 ausgewählte Bücher
•1950: 1. Darmstädter Gespräch, Kunstverein Freiburg, Deutschland (Gruppe)
•1953: Zen, Zero & Co., Museum Penzberg, Deutschland (Gruppe)
•1955: Cercle Volney, Paris, Frankreich (Gruppe)
•1958: XXIX. Biennale, Venedig, Italien (Gruppe)
•1963: Retrospektive, Verona und München, Italien und Deutschland (Einzel)
•1978: Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, Deutschland (Einzel)
•1979: Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg, Deutschland (Einzel)
•1989: Galerie Reichard, Frankfurt am Main, Deutschland (Einzel)
•1991: Galerie Maulberger, München, Deutschland (Einzel)
•2003: Galerie Maulberger, München, Deutschland (Einzel)
•2008: Galerie Maulberger, München, Deutschland (Einzel)
•2013: Galerie Maulberger, München, Deutschland (Einzel)
•2016: Galerie Maulberger, München, Deutschland (Einzel)
•2018: Galerie Maulberger, München, Deutschland (Einzel)
•2020: Museum Aschenbrenner, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland (Einzel)
•2010: Rolf Cavael und die Gruppe Zen 49, Galerie Dorn, Stuttgart, Deutschland (Gruppe)
Ausstellungen
•1957: Kunstpreis der Stadt München
•1958: Erster Preis der Internationalen Graphik-Triennale in Grenchen, Schweiz
•1968: Medaille „München leuchtet“
•1978: Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
•1978: Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde 
Auszeichnungen
Rolf Cavael betrachtete Abstraktion als universelle Sprache, die über die Grenzen des Sichtbaren hinausgeht. Für ihn war sie ein “lebendiger Kosmos”, in dem Form, Farbe und Emotion miteinander verschmelzen. Seine Werke, geprägt von spontanen Linienführungen und intuitiven Farbakzenten, wirken wie eine Momentaufnahme eines inneren Zustands – zugleich durchdacht und dynamisch. Cavael wollte keine konkreten Botschaften vermitteln, sondern Räume schaffen, die die Betrachter zu einer individuellen Interpretation einladen. Sein Ansatz unterstreicht die Idee, dass Kunst nicht erklärt, sondern erlebt werden muss.
Cavel und die Abstraktion
Rolf Cavael
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