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Newton in der Sammlung DEILMANN

Mit provokativen Bildern, die oft die traditionellen Darstellungen von Schönheit und Sexualität hinterfragen, eröffnet er neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Kunst und Gesellschaft. Seine Arbeiten stellen die menschliche Komplexität in den Vordergrund und bringen so eine intellektuelle und ästhetische Tiefe, die die Sammlung bereichert.

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Helmut Newton von Ralf Liebau, CC BY-SA 3.0

In einem bewegten Leben, das zwischen Berlin, Melbourne und Los Angeles pendelte, setzte Newton Maßstäbe in der Welt der Fotografie. Was als Flucht vor dem Nationalsozialismus begann, mündete in einer Karriere, die ihn zu einem der einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts machte. Seine ikonischen Bilder – von aktiven Modefotografien bis hin zu provokativen Aktdarstellungen – hinterließen einen bleibenden Eindruck auf der internationalen Kunst- und Modewelt. Als Pionier, der in seinen Arbeiten stets die Grenzen von Schönheit, Erotik und Macht auslotete, forderte Newton die Gesellschaft heraus, ihre Vorstellungen von Ästhetik und Erotik neu zu definieren. Besonders seine Arbeiten für die „Vogue“, aber auch seine berüchtigten Bildbände wie „White Women“ und „SUMO“, haben die Art und Weise, wie Mode und Porträtfotografie wahrgenommen werden, revolutioniert. Sein Werk lebt von einer Mischung aus Opulenz und Provokation, wobei seine Darstellungen von Frauen und Macht sowohl gefeiert als auch kontrovers diskutiert wurden. Durch seine unerschrockene Herangehensweise an das Thema Erotik und seine subtile Spielerei mit der Darstellung von Sex und Gewalt, schuf er Fotografien, die häufig als „Kunst“ und „Skandal“ zugleich bezeichnet wurden. Newtons Arbeiten sind unvergesslich, weil sie nie das einfache Bild eines „ästhetischen Moments“ präsentieren, sondern eine schillernde und oft raue Realität der weiblichen Identität und der gesellschaftlichen Normen.
Newton spielte mit der Darstellung des menschlichen Körpers, indem er ihn nicht nur als Objekt der Begierde inszenierte, sondern als eine Bühne, auf der Macht, Verletzlichkeit und Empathie miteinander in Dialog treten. Durch seine provokante Fotografie entschlüsselte er den Körper als komplexen Raum, in dem Erotik mit psychologischer Tiefe verschmilzt. In seinen Bildern wurde der Körper zur Arena, auf der die feinsten Nuancen von Kontrolle und Verletzung, von Stärke und Zartheit sichtbar wurden.

Mode als Waffe

Kein Tabu war vor ihm sicher. Newton hinterfragte mit jeder Aufnahme die festgefahrenen Vorstellungen von Weiblichkeit und gesellschaftlicher Norm. Er nahm die Rolle der Frau in der Gesellschaft und der Kunst ins Visier, zeigte sie als stark, verletzlich, verführerisch und herausfordernd. Dabei sprengte er nicht nur visuelle, sondern auch gesellschaftliche Barrieren – immer mit einem klaren Blick auf die Menschlichkeit, die hinter jeder Pose, jeder Szene und jedem Akt stand.

Visier der Normen

In Newtons Fotografien wird Macht nicht nur inszeniert, sie wird aktiv in Frage gestellt. Mit jeder Aufnahme entfaltet sich ein Spiel zwischen Kontrolle und Hingabe, zwischen Dominanz und Unterwerfung. Der Fotograf ist nicht der allmächtige Regisseur – auch das abgebildete Subjekt trägt die Fäden der Macht. Durch seine künstlerische Linse wird der Körper nicht bloß zum Objekt der Begierde, sondern zu einem Schauplatz für die komplexen, oft widersprüchlichen Kräfte, die zwischen den Menschen und in der Gesellschaft wirken. Newtons Werk stellt die Frage, wer die wahre Kontrolle über das Bild hat – der Fotograf, der das Subjekt inszeniert, oder das Subjekt, das sich dieser Inszenierung stellt und sie gleichzeitig mitgestaltet. In dieser Dynamik entstehen Bilder, die sowohl die äußeren Hierarchien als auch die inneren Kämpfe des menschlichen Daseins sichtbar machen.

Spiel mit der Macht

in der Sammlung Deilmann

Künstler der Sammlung

Die 2003 von Helmut Newton selbst gegründete Stiftung ist weit mehr als nur ein Archiv seiner Arbeiten – sie lebt und atmet Fotografie. Mit Sitz in Zürich und einer festen Verankerung in Berlin beherbergt die Stiftung im ehemaligen Landwehrkasino in Charlottenburg einen kreativen Raum, der Newtons Vision widerspiegelt. Statt als traditionelles Museum zu funktionieren, soll sie als lebendige Institution agieren – ein pulsierender Ort, der immer wieder neue Perspektiven und Interpretationen von Newtons Werk eröffnet. Besonders symbolisch ist der Standort des Landwehrkasinos, direkt am Bahnhof Zoo, das Newton 1938 auf seiner Flucht aus Berlin das letzte Mal gesehen hatte. Ein Kreis, der sich schließt – nicht nur geografisch, sondern auch künstlerisch. Die Stiftung nutzt diese historische Verbindung, um nicht nur Newtons Werke zu präsentieren, sondern auch eine Plattform für neue Fotografen und Perspektiven zu bieten. Wechselnde Ausstellungen und Kooperationen mit anderen Künstlern machen das Haus zu einem dynamischen Raum, der den Geist von Newtons Arbeit – provokativ, innovativ, frei – lebendig hält.

Helmut Newton Stiftung

• 1990: Grand Prix National de la Photographie • 1992: Officier des Arts, Lettres et Sciences, Monaco • 1992: Großes Bundesverdienstkreuz • 1994: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis) • 1996: Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres, Frankreich Postume Ehrungen: • 2004: Eröffnung des Helmut Newton Museums in Berlin mit einer Ausstellung der Schenkung an die Staatlichen Museen Berlin • 2005: Enthüllung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Berlin, Innsbrucker Straße 24 • 2008: Helmut Newton Museum eröffnet in der Nähe des ehemaligen Landwehrkasinos in Berlin • Helmut Newton Bar am Gendarmenmarkt in Berlin, mit einem Werk von ihm in Wandgröße

Auszeichnungen

Mit der Kamera als scharfem Werkzeug enthüllte Newton die dunklen und verführerischen Seiten der Welt. In seinen ikonischen Bildern verschmolzen Licht und Schatten zu einem fast greifbaren Spiel, das die Grenze zwischen Verführung und Gefahr verschwimmen ließ. Seine Arbeiten fingen nicht nur die Oberflächen der Mode ein, sondern beleuchteten die komplexen, oft ungesagten Geschichten, die in den Details verborgen lagen. Newtons Fähigkeit, das Licht als ein Werkzeug der Provokation zu nutzen, machte jedes seiner Bilder zu einem kraftvollen Statement, das den Betrachter mit seiner Intensität und der Ambivalenz seiner Botschaft forderte. Wo andere mit Schönheit spielten, drängte Newton den Betrachter, sich mit den verborgenen, oft unangenehmen Wahrheiten auseinanderzusetzen, die hinter der glitzernden Oberfläche der Mode lagen.

Licht, das provoziert

Helmut Newton

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