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Rogge in der Sammlung DEILMANN

Rogge verwandelt den Körper in ein visuelles System, das zwischen individueller Präsenz und anonymem Muster balanciert. Ihre Arbeiten fordern den Betrachter heraus, die Grenze zwischen Identität und Masse zu hinterfragen und erzählen ihre Geschichte erst bei genauerem Hinsehen.

Anna Deilmann, Kuratorin der Sammlung DEILMANN

Julian von Bismarck _ sammlung deilmann.png

Claudia Rogge (facebook)

Mit einer faszinierenden Herangehensweise an den menschlichen Körper hat Claudia Rogge die Fotografie auf eine neue Ebene gehoben. Ihre Arbeiten sind weit mehr als Porträts – sie sind komplexe Auseinandersetzungen mit Raum, Identität und der Wahrnehmung des Körpers in einer modernen Welt. In ihren Fotografien wird der Körper nicht nur als Individuum, sondern als formbares Element in einem größeren visuellen Kontext gezeigt, der an die Grenzen des Surrealen reicht. Besonders in Arbeiten wie „Rapport“ (2005) und „The Store“ (1997) zeigt Rogge ihre Fähigkeit, den Körper in rigide, oft fast architektonische Posen zu zwängen, wodurch sie eine Spannung erzeugt, die zwischen Ordnung und Chaos, Organischem und Konstruiertem balanciert. Sie setzt den Körper nicht nur als Abbild, sondern als Werkzeug, um tiefgründige Fragen über Masse, Identität und den Einfluss der Gesellschaft auf den Einzelnen zu stellen. In der „Rapport“-Installation verstärkt Rogge diesen Ansatz, indem sie durch die Wiederholung einzelner Körper rhythmische Muster und visuelle Dynamiken erzeugt. Ihre Werke hinterfragen die Subjektivität der Wahrnehmung und die verschiedenen Bedeutungen, die der menschliche Körper in einer zunehmend standardisierten Welt tragen kann. Der Einsatz von Plexiglas und die so entstehenden veränderten Perspektiven fördern eine Art der Verfremdung, die den Betrachter dazu einlädt, neue Sichtweisen zu entdecken und gewohnte Wahrnehmungen infrage zu stellen. Rogge spielt meisterhaft mit Licht und Schatten, nicht nur um Formen zu modellieren, sondern auch, um eine tiefere emotionale Intensität zu erzeugen. Ihre Fotografien sind keine statischen Momentaufnahmen, sondern lebendige Erkundungen der menschlichen Existenz und der Art und Weise, wie der Körper in einem komplexen, oft mechanisierten Umfeld seine Bedeutung und Identität bewahrt.
In ihren Arbeiten navigiert Claudia Rogge gekonnt zwischen individueller Identität und der anonymen Masse. Sie inszeniert den Körper als Teil eines größeren, visuell organisierten Systems, das den Einzelnen in eine homogenisierte Struktur integriert. Diese Verschmelzung von Masse und Individuum hinterfragt die Wahrnehmung von Identität, indem sie zeigt, wie der Mensch in der Wiederholung und im Kollektiv seine Einzigartigkeit verliert oder neu definiert wird.

Masse und Individuum

Durch die wiederholte Darstellung des Körpers schafft Rogge eine visuelle Spannung, die den Betrachter gezielt in die Tiefen von Identität und Wahrnehmung führt. Jede Vervielfältigung stellt nicht nur eine ästhetische Technik dar, sondern wird zum Konzept, das Fragen aufwirft: Was passiert mit einem Subjekt, wenn es immer wieder in identischer Form auftaucht? Wo bleibt die Individualität, wenn der Körper nur noch als Teil eines rhythmischen, fast mechanischen Ganzen erscheint? Diese subtile Multiplikation ist nicht nur ein formales Mittel, sondern ein kreativer Akt, der die Grenze zwischen Subjektivität und der Anonymität der Masse verwischt.

Wiederholung als Konzept

Durch den gezielten Einsatz von Verfremdung und rhythmischer Körperinszenierung eröffnet Rogge eine Welt, die dem direkten Blick entzogen bleibt. Ihre Arbeiten wirken wie versteckte Erzählungen, die sich nur bei genauerer Betrachtung entfalten. Was auf den ersten Blick wie eine rein formale Anordnung erscheint, entwickelt sich bei intensiverem Hinsehen zu einer vielschichtigen Geschichte. Diese subtile Inszenierung regt das Unbewusste des Betrachters an und fordert dazu auf, über das Offensichtliche hinauszusehen – eine Erzählung, die nur im Zwischenraum zwischen Wahrnehmung und Interpretation vollständig greifbar wird.

Verborgene Erählungen

in der Sammlung Deilmann

Künstler der Sammlung

•1998: Kunsthalle Konstanz, Deutschland •2000: Museum Kunst Palast, Düsseldorf, Deutschland •2002: Museum of Modern Art, Moskau, Russland •2004: Galerie Voss, Düsseldorf, Deutschland •2009: Museum of Modern Art, Moskau, Russland (Retrospektive) •2012: Galerie Klüser, München, Deutschland •2015: Kunsthalle Mainz, Deutschland •2015: „Das Unendliche im Endlichen“, Kunstsammlung Jena, Jena •2015: „PerSe“, Galerie Voss, Düsseldorf

Einzelausstellungen

•2001: “Neue Abstraktion”, Kunstmuseum Stuttgart, Deutschland •2002: “Frauen in der Kunst”, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, Deutschland •2003: “Kunst und Vision”, Kunsthalle Düsseldorf, Deutschland •2004: “Konzeptionelle Kunst der Gegenwart”, Kunsthaus Zürich, Schweiz •2006: “Abstrakte Bildwelten”, Kunsthalle Basel, Schweiz

Gruppenausstellungen

In Claudia Rogges Arbeiten wird der menschliche Körper zu einer nahezu architektonischen Struktur, die das Zusammenspiel von Körper, Raum und Form herausfordert. Durch präzise Inszenierungen und geometrische Anordnung verwandelt sie den Körper in ein formbares Element innerhalb eines größeren visuellen Systems. Diese Transformation eröffnet neue Dimensionen der Wahrnehmung und fordert den Betrachter dazu auf, den Körper nicht nur als Individuum, sondern als Teil einer durchdachten, strukturierten Komposition zu sehen.

Körper als Architektur

Claudia Rogge

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