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Schultze in der sammlung DEILMANN

Schultzes Werke verschmelzen Struktur und Chaos zu dynamischen Entitäten, die den Betrachter herausfordern, die präzise Komposition hinter der scheinbaren Unordnung zu entdecken. Diese Verschmelzung von Form und Raum macht seine Arbeiten zu einer wichtigen Ergänzung der Sammlung Deilmann.

Anna Deilmann, Kuratorin der Sammlung DEILMANN

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Bernard Schultze, 1969 von Gerd Schwenke - CC BY-SA 3.0

Bernard Schultze war ein Entdecker der Grenzen zwischen Natur, Traum und Transformation. Als Maler und Bildhauer verwischte er die Linien zwischen dem Greifbaren und dem Ungeformten. Seine „Migofs“ – zerbrechliche, fast lebendig erscheinende Skulpturen – stehen zwischen den Welten: mal pflanzlich, mal tierisch, mal menschlich, doch nie fest verortet. Diese Wesen, mit Drahtgerüsten und schillernden Farbflächen, sind Metamorphosen in einem ständigen Zustand des Wandels. Seine Malerei? Eine Einladung, in farbenprächtige, chaotische Universen einzutauchen. Wo die Natur mit der Fantasie verschmilzt, wo Wurzeln, Wälder und verwilderte Pflanzen zu surrealen Gebilden werden. Schultze, der in den 50ern die informelle Malerei in Deutschland mitprägte und an der documenta teilnahm, war stets ein Schritt voraus. Mit seinen plastischen Arbeiten und gemalten Welten sprengte er die Konventionen und nahm das Publikum mit in eine Parallelwelt, die auf den ersten Blick rätselhaft, auf den zweiten Blick jedoch tiefgründig und visionär ist. Schultze hinterließ eine Kunst, die sich nicht festlegen lässt, sondern ständig im Fluss ist – eine Kunst, die nicht nur anschaut, sondern an den Grenzen der Wahrnehmung entlang tanzt.
Verschwimmen, verschmelzen, kollidieren – Schultzes Werke sind lebendig. In seinen Gemälden tanzen Struktur und Chaos miteinander, drängen Farben, brechen Linien und schaffen unerwartete Harmonie. Der erste Eindruck von Unordnung weicht der Erkenntnis, dass hinter dem Chaos eine präzise Komposition steckt. In seinen Skulpturen wird diese Dynamik greifbar – die Formen wirken fließend, als könnten sie ihre Gestalt jederzeit verändern. Schultze fängt nicht nur Momente ein, sondern den ständigen Fluss der Veränderung, der den Betrachter in den Dialog mit der Bewegung des Werkes zieht.

Unsichtbares sichtbar machen

Vom Bild zur Skulptur – Schultze lässt die Malerei hinter sich und lässt seine abstrakten Formen in den Raum entweichen. Die „Migofs“ sind mehr als Skulpturen – sie sind lebendige, organische Gebilde, die sich aus Papier, Stoff und Draht formen und die Wahrnehmung von Raum und Material in neue Dimensionen führen. Sie verschmelzen mit ihrer Umgebung und fordern uns heraus, die Grenze zwischen flacher Darstellung und plastischer Realität zu hinterfragen.

Von der Fläche zur Skulptur

in der Sammlung Deilmann

Künstler der Sammlung

•1949: Bernard Schultze. Neue Arbeiten, Zimmergalerie Franck, Frankfurt am Main •1962: Bernard Schultze. Peintures—Reliefs, Musée des Beaux-Arts de La Chaux-de-Fonds, La Chaux-de-Fonds (CH) •1965: Bernard Schultze. Hommage a Beckett, Howard Wise Gallery, New York (US) •1970: Bernard Schultze 1960—1970, Museum Bochum •1980: Bernard Schultze: Zerbrochene Verstecke, Hamburger Kunsthalle, Hamburg •1994: Bernard Schultze. Das große Format, Museum Ludwig, Köln •2000: Bernard Schultze – Schwarz/Weiss-Zeichnungen und Gedichte, Museum Folkwang, Essen •2005: Tanz der Migofs. Bernard Schultze 1915–2005, Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg •2012: Bernard Schultze – Gegenwelten, MMK Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg •2015: Bernard Schultze. Zum hundertsten Geburtstag – Werke aus dem Nachlass, Museum Ludwig, Köln •2022: Bernard Schultze. Peintures, Galerie Patrice Trigano, Paris (FR) •2022: BERNARD SCHULTZE GANZ GROSS. Gemälde und Arbeiten auf Papier, Zellermayer Galerie, Berlin

Einzelausstellungen

•1948: Tachismus in Frankfurt, Galerie Egon Günther, Mannheim •1952: Neuexpressionisten, Zimmergalerie Franck, Frankfurt am Main •1968: The obsessive Image 1960-1968, Institute of Contemporary Arts, London •2000: Landschaftsräume aus der Sammlung Deutsche Bank, MMK Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg •2002: Museum der Wünsche, Museum Ludwig, Köln •2013: Vom Bauhaus zum Informel, Zellermayer Galerie, Berlin •2021: Positionen des deutschen Informel, Kunsthalle Schweinfurt •2022: Wachsen und Vergehen. Sieglinde Bottesch und Bernard Schultze, Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg •2022: Körper in Gesellschaft, Sprengel Museum Hannover •2023: Blauer Aufbruch – informelle Malerei der Quadriga nach 1945, Landesmuseum Mainz

Gruppenausstellungen

•1966: Wilhelm-Loth-Preis, Kunstpreis der Stadt Darmstadt Dieser Preis wird an Künstler verliehen, die sich durch außergewöhnliche künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Malerei und Bildhauerei hervorgetan haben. Bernard Schultze erhielt den Wilhelm-Loth-Preis für seine bedeutende Rolle in der Entwicklung der abstrakten Kunst in Deutschland. •1984: Hessischer Kulturpreis Der Hessische Kulturpreis wird an Persönlichkeiten vergeben, die durch ihre kulturellen und künstlerischen Beiträge das Land Hessen bereichern. Schultze wurde für seine außergewöhnlichen Leistungen in der Malerei und seine prägende Rolle in der deutschen Kunstszene ausgezeichnet. •1986: Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen Dieser Preis wird an Künstler verliehen, die mit ihren Arbeiten die Tradition der deutschen Malerei fortführen und gleichzeitig neue Wege gehen. Bernard Schultze erhielt diesen Preis für seine innovativen und expressiven Arbeiten im Bereich der abstrakten Kunst. •1989: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen Dieser Orden wird an Personen verliehen, die sich in besonderer Weise um das Land Nordrhein-Westfalen verdient gemacht haben. Schultze wurde für sein Lebenswerk als Maler und seine kontinuierliche Förderung der Kunstszene geehrt. •1998: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse Das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ist eine der höchsten Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland und wird an Personen verliehen, die sich in herausragender Weise für das Wohl der Gesellschaft und Kultur einsetzen. Schultze erhielt die Auszeichnung für seine künstlerischen Beiträge und seine Einflussnahme auf die deutsche und internationale Kunstwelt. •2002: Binding-Kulturpreis, gemeinsam mit anderen Malern der Künstlergruppe Quadriga Der Binding-Kulturpreis wird an bedeutende Künstlergruppen vergeben, die sich durch ihre innovative Arbeit und die Zusammenarbeit in der Kunstszene hervorheben. Schultze und die Mitglieder der Künstlergruppe Quadriga wurden für ihren Beitrag zur informellen Malerei ausgezeichnet.

Auszeichnungen

Bernard Schultze

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