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Heiliger in der sammlung DEILMANN

Mit seinen Skulpturen, die Raum und Bewegung miteinander verschmelzen, verkörpert Bernhard Heiliger die Vielseitigkeit der Bildhauerei. Ob in organischen Formen oder abstrakte Großplastiken wie „Die Flamme“ – seine Werke sprechen eine universelle Sprache, die weit über das Materielle hinausgeht. Heiliger zeigt, wie Kunst den Raum prägen kann. Genau diese Kraft macht ihn zu einem essenziellen Teil der Sammlung Deilmann.

Anna Deilmann, Kuratorin der Sammlung DEILMANN.

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Bernhard Heiliger (1974)

Ein Bildhauer, der Brücken schlug: zwischen Mensch und Monument, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Bernhard Heiliger (1915–1995) war eine zentrale Stimme der Nachkriegsmoderne, dessen Werk die klassischen Grenzen der Bildhauerei sprengte. Geboren in Stettin und geprägt durch eine frühe Ausbildung bei Bauhaus-Schüler Kurt Schwerdtfeger, verfeinerte er sein Handwerk bei Arno Breker in Berlin. Doch erst ein Aufenthalt in Paris 1939 öffnete ihm die Welt der modernen Kunst – die Arbeiten von Rodin, Brâncuși und Arp inspirierten ihn, seine ganz eigene Bildsprache zu entwickeln. Diese Sprache, die organische Lebendigkeit mit futuristischer Klarheit verband, machte Heiliger zu einem der einflussreichsten Bildhauer seiner Zeit. Seine Skulpturen sind mehr als Objekte; sie erzählen Geschichten, die den Raum durch Bewegung und Dynamik neu definieren. Werke wie der „Figurenbaum“ für den Deutschen Pavillon auf der Expo 1958 in Brüssel (heute: Kanzlerbungalow, Bonn) oder seine Beiträge zur documenta I und II zeigen ihn als Künstler, der den Dialog zwischen Tradition und Abstraktion meisterhaft beherrschte. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte er sich in Berlin als freier Bildhauer und erhielt 1953 mit dem Entwurf für das „Denkmal des Unbekannten politischen Gefangenen“ erste internationale Anerkennung. Die Verbindung von formaler Strenge und emotionaler Tiefe zieht sich durch sein gesamtes Schaffen, von figürlichen Darstellungen bis zu monumentalen abstrakten Arbeiten. Seine Grabplastik „Mutter Erde“, die sein Ehrengrab in Berlin ziert, ist Sinnbild für sein Werk: monumental und introspektiv, universell und persönlich zugleich. Als Professor an der Hochschule der Künste in Berlin und Mitglied des Deutschen Künstlerbundes prägte Heiliger die Nachkriegszeit nicht nur mit seinen Skulpturen, sondern auch durch seine Lehre eine neue Generation von Künstlern. Nach seinem Tod bewahrt die Bernhard-Heiliger-Stiftung sein beeindruckendes künstlerisches Erbe, das weit über die Grenzen Berlins hinausstrahlt.
Bernhard Heiligers künstlerischer Weg ist eine eindrucksvolle Transformation, die von weichen, organischen Formen hin zu dynamischen, technoiden Strukturen führt. In den frühen Jahren seiner Karriere orientierte er sich an der menschlichen Figur und schuf Werke, deren verschliffene Ästhetik an die Arbeiten Henry Moores erinnern. Doch schon in den 1960er Jahren begann er, sich von der Figur zu lösen. Seine Skulpturen wurden abstrakter, inspiriert von vegetabilen Formen, die eine Verbindung zur gegenstandslosen Kunst des Informel suchten. Dieser Wandel erreichte in den 1970er Jahren eine neue Dimension, als Heiliger Raumkompositionen schuf, die an technologische und futuristische Konstruktionen erinnern. Seine späten Arbeiten, geprägt von einer „musikalischen Geometrie“, zeigen eine faszinierende Leichtigkeit, die Masse und Volumen scheinbar aufhebt. Heiligers Werk offenbart so nicht nur eine technische, sondern auch eine künstlerische Weiterentwicklung – ein stetiger Dialog zwischen Form, Raum und Bewegung, der seine Kunst einzigartig macht.

Vom Figürlichen zur Abstraktion

Von der Schwere der Bronze zur Präzision des Corten-Stahls: Bernhard Heiligers Materialwahl erzählt die Geschichte seines künstlerischen Wandels. Seine frühen Werke der 1950er und 1960er Jahre, geprägt von organischen Formen, fanden ihren Ausdruck in traditionellen Materialien wie Bronze, Steinguss und Aluminium. Doch mit dem Bruch zur freien Abstraktion wagte er sich an neue Werkstoffe. Leichtmetalle, Edelstahl und später vor allem Corten-Stahl wurden zu seinen bevorzugten Medien, als seine Skulpturen technoider und raumgreifender wurden. Dieser Wechsel war mehr als eine technische Entscheidung – er unterstrich die Transformation seines Stils und gab seinen Arbeiten eine einzigartige Spannung zwischen Massivität und Leichtigkeit.

Material & Transformation

Heiligers Skulpturen sprechen mit ihrem Umfeld: Ob intime Porträtköpfe oder monumentale Werke wie die sieben Meter hohe Bronzeplastik „Die Flamme“ auf dem Berliner Ernst-Reuter-Platz – sie fügen sich nicht nur in den öffentlichen Raum ein, sondern gestalten ihn entscheidend mit. Seine Porträts, geschaffen in den 1950er und frühen 1960er Jahren, sind subtile Charakterstudien, während seine Großplastiken den Raum herausfordern und neu definieren. Jede Arbeit ist ein Dialog zwischen Form, Bewegung und Umgebung, der den Betrachter einlädt, innezuhalten und sich mit den vielfältigen Ebenen von Heiligers Kunst auseinanderzusetzen.

Skulpturen für die Öffentlichkeit

in der Sammlung Deilmann

Künstler der Sammlung

•1950: Haus am Waldsee, Berlin •1951: Ausstellungen in mehreren Kunstvereinen und Museen, darunter: Kunstvereine in Hamburg, Oldenburg und Wuppertal; Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld; Museum Folkwang, Essen; Museum am Ostwall, Dortmund; Märkisches Museum, Witten •1955: Teilnahme an der documenta I, Kassel •1956: Einzelausstellung im Haus am Waldsee, Berlin (anschließend in weiteren deutschen Städten gezeigt) •1956: Teilnahme an der 28. Biennale von Venedig •1959: Teilnahme an der documenta II, Kassel •1961: Ausstellung in der Staempfli Gallery, New York •1985: Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg •1991: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Berlin •1995: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn •2005: Martin-Gropius-Bau, Berlin

Ausstellungen

•1950: Kunstpreis der Stadt Berlin •1952: Kunstpreis der Stadt Köln •1956: Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (1992 ausgetreten) •1956: Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen •1974: Großes Bundesverdienstkreuz •1975: Lovis-Corinth-Preis des Bundesministeriums des Inneren •1984: Ehrenmitglied des Deutschen Künstlerbundes

Ehrungen

Die Bernhard-Heiliger-Stiftung ist weit mehr als ein Archiv – sie ist eine lebendige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. 1996 von Sabine Wellmann-Heiliger, seiner vierten Ehefrau, ins Leben gerufen, hat die Stiftung ihren Sitz im historischen Ateliergebäude in Berlin-Dahlem, dem Ort, an dem viele von Heiligers wegweisenden Werken entstanden. Heute ist dort das Kunsthaus Dahlem beheimatet, ein Museum der Nachkriegsmoderne, das Heiligers Skulpturen in den Kontext seiner Zeit setzt und gleichzeitig deren zeitlose Strahlkraft unterstreicht. Die Stiftung bewahrt nicht nur das Werk Bernhard Heiligers, sondern sorgt auch dafür, dass Heiligers Kunst weiterhin präsent und relevant bleibt. Mit der Verleihung des Bernhard-Heiliger-Preises für Skulptur wird das Werk zeitgenössischer Bildhauer*innen gewürdigt. Unterstützt durch Mittel der Deutschen Klassenlotterie, verwaltet sie zusammen mit der Erbengemeinschaft die Rechte an seinem künstlerischen Nachlass und hält das Vermächtnis eines Künstlers lebendig, der Brücken zwischen den Epochen schlug.

Bernhard-Heiliger-Stiftung

Bernhard Heiliger

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