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Le Corbusier in der Sammlung DEILMANN
Le Corbusier verkörpert wie kaum ein anderer das visionäre Denken des 20. Jahrhunderts. Seine Ideen zur modernen Architektur und Gestaltung sind nicht nur bahnbrechend, sondern auch zeitlos aktuell. In der Sammlung Deilmann steht er für die Verbindung von Funktionalität, Ästhetik und Utopie – Prinzipien, die weit über die Architektur hinausgehen und unser Verständnis von Kunst und Kultur geprägt haben. Seine Werke in unserer Sammlung repräsentieren nicht nur die Moderne, sondern auch den Mut, Bestehendes zu hinterfragen und Neues zu wagen.
Anna Deilmann, Kuratorin der Sammlung Deilmann
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Le Corbusier (1964)
Charles-Édouard Jeanneret-Gris (1887-1965), besser bekannt als Le Corbusier war kein gewöhnlicher Architekt – er war ein Visionär, der die Architektur des 20. Jahrhunderts auf eine radikal neue Grundlage stellte. Seine Ideen revolutionierten nicht nur die Baukunst, sondern auch die Art, wie Menschen über das Zusammenleben in Städten nachdenken.
Le Corbusier begann seine Karriere als Graveur, bevor ihn Reisen durch Europa – darunter zu Peter Behrens in Berlin – mit den grundlegenden Ideen der Moderne vertraut machten. Früh wurde klar: Für ihn sollte Architektur nicht dekorativ, sondern funktional und zukunftsweisend sein. Mit seiner Maxime „Das Haus ist eine Maschine zum Wohnen“ legte er den Grundstein für eine neue Ära des Bauens, die Effizienz, Zweckmäßigkeit und Lebensqualität in den Mittelpunkt stellte.
Seine Gebäude, von der ikonischen Villa Savoye in Poissy bis zur Unité d’Habitation in Marseille, sind Manifestationen seiner Überzeugung, dass Architektur den sozialen Fortschritt vorantreiben kann. Er verband klare geometrische Formen mit innovativen Materialien wie Stahl und Beton, um Räume zu schaffen, die gleichzeitig streng und menschlich wirken.
Doch Le Corbusier war mehr als ein Architekt. Er war ein Denker, Maler und Theoretiker, dessen Schriften wie „Vers une architecture“ (1923) nicht nur seine eigenen Arbeiten, sondern die gesamte Moderne beeinflussten. Seine Entwürfe für Chandigarh in Indien oder die Kapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp zeugen von seiner Fähigkeit, Rationalität mit Spiritualität zu vereinen.
Sein Werk ist keine Ansammlung von Gebäuden – es ist ein Versuch, eine bessere Welt zu entwerfen. Mit der Aufnahme von insgesamt 17 seiner Bauten in sieben Ländern in die UNESCO-Welterbeliste 2016 wird nicht nur seine architektonische Leistung gefeiert, sondern auch seine Vision von Architektur als gesellschaftlicher Transformation. Le Corbusier bleibt ein Architekt der Zukunft – bis heute.
Le Corbusier war ein Vorreiter des Brutalismus, einer Architektursprache, die auf der Ehrlichkeit von Materialien und Formen beruht. Sichtbeton – roh, massiv und ungeschönt – wurde dabei zu seinem zentralen Ausdrucksmittel. In Projekten wie der Unité d’Habitation in Marseille (1952) und der Kapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp (1955) demonstrierte er, wie Beton mehr als nur ein Baumaterial sein kann: eine skulpturale Leinwand, die Licht, Raum und Struktur in eine beeindruckende Ästhetik verwandelt.
Seine Bauten sind nicht nur funktionale Räume, sondern Manifestationen seiner Überzeugung, dass Architektur die sozialen und emotionalen Bedürfnisse einer modernen Gesellschaft reflektieren muss. Der rohe Sichtbeton verkörperte für ihn die Transparenz und Direktheit einer sich wandelnden Welt – eine Welt, die nach Authentizität strebt und die Schönheit in der Einfachheit findet.
Brutalismus und Ästhetik
Le Corbusier war weit mehr als Architekt – seine kreative Vision erstreckte sich auf Malerei, Bildhauerei und Design. Als Maler entwickelte er zusammen mit Amédée Ozenfant den Purismus, eine Gegenbewegung zum Kubismus, die Klarheit und Ordnung in der Kunst suchte. Seine Gemälde, oft geometrisch und abstrakt, reflektieren die gleichen Prinzipien, die auch seine Architektur prägen: harmonische Proportionen, Reduktion auf das Wesentliche und ein Bezug zur Funktionalität.
Seine Bildhauerei und Entwürfe für Möbel wie die ikonische LC4-Chaiselongue spiegeln seinen Wunsch wider, Kunst und Alltag miteinander zu verbinden. Dabei verschmolz er Kunst, Design und Architektur zu einem ganzheitlichen Ansatz, der bis heute als visionär gilt. Besonders faszinierend ist, wie Le Corbusier seine künstlerische Arbeit als Experimentierfeld nutzte, um Ideen zu entwickeln, die später in seinen Gebäuden Gestalt annahmen. Seine Werke zeigen, dass für ihn die Grenzen zwischen Kunst und Architektur fließend waren – ein Gedanke, der die Moderne nachhaltig beeinflusste.
Maler & Bildhauer
Le Corbusiers Einfluss auf die Architektur und Stadtplanung ist bis heute allgegenwärtig. Seine visionären Konzepte, darunter das Modulor-System und die Ville Radieuse, haben die Art und Weise, wie wir über Raum, Proportion und Urbanität nachdenken, grundlegend verändert. Mit Bauwerken wie der Unité d’Habitation in Marseille oder der Kapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp schuf er Meilensteine moderner Architektur, die immer wieder neu interpretiert und erforscht werden.
Sein Brutalismus, der Sichtbeton und Funktionalität in den Vordergrund stellte, prägte Generationen von Architekten weltweit. Doch nicht nur seine Bauten, sondern auch seine Theorien und Schriften, wie das Manifest „Vers une architecture“, inspirieren bis heute. Sie ermutigen dazu, Architektur nicht nur als Konstruktion, sondern auch als Lebensform zu verstehen.
Le Corbusiers Erbe geht über Architektur hinaus: Seine Utopien für eine moderne Gesellschaft und seine interdisziplinären Ansätze in Kunst und Design haben ihn zu einer Symbolfigur des 20. Jahrhunderts gemacht. Seine Werke, oft kontrovers diskutiert, bieten auch heute Denkanstöße für den Umgang mit sozialen und ökologischen Herausforderungen in der Architektur.
Das Erbe Le Corbusiers
in der Sammlung Deilmann
•2012: Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, München, Deutschland.
•2012-2013: Musée des Beaux-Arts, La Chaux-de-Fonds, Schweiz / International Centre, Brüssel, Belgien
•2012-2013: Museo nazionale delle arti del XXi secolo, Rom, Italien
•2013: Moderna Museet, Stockholm, Schweden
•2013: Museum of Modern Art, New York, USA
•2015: Centre Pompidou, Paris, Frankreich
•2025: Zentrum Paul Klee, Bern, Schweiz
Ausstellungen
Im Juli 2016 wurden 17 bedeutende Bauten von Le Corbusier aus sieben Ländern unter dem Titel „Das architektonische Werk von Le Corbusier“ von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Diese Auszeichnung würdigt Le Corbusiers universellen Beitrag zur Architektur, die zu einer grundlegenden Veränderung des modernen Bauens und der Stadtplanung beitrug und eine neue Architektursprache entwickelte, welche die sozialen und grundlegenden Bedürfnisse der Menschen berücksichtigte .
Zu den aufgenommenen Werken gehören:
•Maisons La Roche et Jeanneret, Paris, Frankreich (1923)
•Villa Le Lac (Petite Maison) am Genfersee, Corseaux, Schweiz (1923)
•Cité Frugès, Pessac, Frankreich (1924)
•Maison Guiette, Antwerpen, Belgien (1926)
•Häuser der Weissenhof-Siedlung, Stuttgart, Deutschland (1927)
•Villa Savoye et Loge du Jardinier, Poissy, Frankreich (1928)
•Immeuble Clarté, Genf, Schweiz (1930)
•Immeuble locatif à la Porte Molitor, Boulogne-Billancourt, Frankreich (1931)
•Unité d’Habitation, Marseille, Frankreich (1945)
•Manufacture à Saint-Dié, Saint-Dié-des-Vosges, Frankreich (1946)
•Maison du Docteur Curutchet, La Plata, Argentinien (1949)
•Chapelle Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp, Frankreich (1950)
•Cabanon du Corbusier, Roquebrune–Cap-Martin, Frankreich (1951)
•Complexe du Capitole, Chandigarh, Indien (1952)
•Couvent Sainte-Marie-de-la-Tourette, Éveux, Frankreich (1953)
•Musée National des Beaux-Arts de l’Occident, Tokyo, Japan (1955)
•Maison de la Culture de Firminy, Firminy, Frankreich (1953)
Weltkulturerbe
Le Corbusier entwickelte den Modulor, ein Proportionssystem, das er 1948 erstmals veröffentlichte und das bis heute als bedeutende Theorie der jüngeren Architekturgeschichte gilt. Inspiriert von den menschlichen Proportionen und dem Goldenen Schnitt, wollte er damit eine universelle Grundlage für Architektur und Design schaffen. Der Modulor verbindet die Funktionalität technischer Maße mit ästhetischer Harmonie. Le Corbusier verwendete dieses System in vielen seiner Bauten, darunter der Unité d’Habitation in Marseille, um ein Gleichgewicht zwischen Form, Raum und menschlicher Wahrnehmung zu erreichen. Der Modulor war nicht nur ein Werkzeug der Gestaltung, sondern auch Ausdruck seiner Annahme, dass Architektur das Leben der Menschen verbessern und humanisieren kann.
Der Modulor
Le Corbusier
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